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Interview mit Friedemann Scholz, Vorsitzender des Vereins „Landsmannschaft Schlesien / Landesverband Sachsen-Schlesische Lausitz”

Eines der Wunder Niederschlesiens ist die „Perle” Giersdorf - eine einzigartige evangelische Kirche, die als einzige in Polen auf einem ovalen Grundriss gebaut wurde. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, und es wurde kein einziger Nagel verwendet, alles basiert auf Kerben, einer alten Tischlerkunst, die heute nicht mehr verwendet wird. Seit 2012 kümmert sich die Stiftung „Dein Kulturerbe“ um die Kirche, ihre Restaurierung und verleiht ihr eine neue kulturelle Dimension. Jeder, der diesen Ort noch nicht gesehen hat, sollte ihn einmal besuchen. Er wird begeistert sein. In Anlehnung an die Tradition solcher Orte befindet sich neben der Kirche ein Friedhof. Im Sommer 2019 habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Ich war dann deprimiert, denn obwohl die Renovierung der Kirche in vollem Gange war, war der Friedhof überwuchert, die Grabsteine ​​waren umgestürzt und die Grüfte aufgebrochen ...Ich habe sofort bei der Stiftung nach den Plänen für diesen Ort gefragt und als Antwort bekommen, dass es vielleicht eine Ausstellungs- oder Parkfläche werden könnte, aber das alles zu einem späteren Zeitpunkt. Mit großer Freude las ich bald auf dem Profil der „Perle”: "Vom 1.11.19 12:00 Uhr bis zum 2.11.19 14:00 Uhr reinigen wir zusammen mit meinen Freunden den ehemaligen Friedhof der Perle." Und ein paar Tage später, am 5.11.19, Informationen auf dem Stiftungsprofil: "Um den Allerheiligen Tag mit Freunden von Jörg Giessler zu feiern, haben wir den Perlenfriedhof aufgeräumt." Es mag kaum zu glauben sein, aber ich habe über eineinhalb Jahre gebraucht, um Informationen über diese Aktion zu bekommen! Heute spreche ich mit Friedemann Scholz über diese Veranstaltung, sowie über weitere Arbeiten auf evangelischen Friedhöfen. Er ist Vorsitzender im Verein „ Landsmannschaft Schlesien/ Landesverband Sachsen- Schlesische Lausitz“.

Ich beginne zuerst den Verein vorzustellen.

F.S. Wir sind ein Verein mit einem Vorsitzenden (da ich bin), einem Stellvertreter, einem Schatzmeister und einem Sekretär, die den Vorstand bilden, und Mitglieder. Er wurde am 31.03.1992 gegründet. Ihre Gründer waren Menschen, die in Schlesien lebten und nach 1945 ihre Heimat verlassen mussten. Es gibt noch viele bei uns, die das erlebt haben. Auch jüngere kommen hinzu, vor allem Kinder der Vertriebenen oder geschichtsinteressierte Menschen. Unsere ältesten Mitglieder sind über 80 Jahre alt. Sie kommen von ganz unterschiedlichen Orten. Sie sind ehemalige Bewohner von Nieder- und Oberschlesien. Jetzt leben sie in Sachsen. Wir arbeiten unentgeltlich, es handelt sich um ehrenamtliche Arbeit. Wir leben von unseren Beiträgen, 30 Euro im Jahr. Wir zählen etwa 20 aktive Mitglieder. Das sind diejenigen, die körperlich arbeiten können, zum Beispiel auf Friedhöfen. Dazu kommen 20 weitere, die uns mit finanziellen Beiträgen unterstützen. Bei größeren Projekten können wir eine finanzielle Unterstützung beim Innenministerium des Landes Sachsen beantragen. Wir tun es manchmal. Auf diese Weise erhalten wir die Kosten für Unterkunft oder Reise (Benzin) erstattet. Aber weil wir politisch unabhängig bleiben wollen, beantragen wir nicht für jeden Einsatz eine Förderung.

Wie können Sie in wenigen Worten die Ziele beschreiben?

F.S. Unser allgemeines Ziel ist es, das Erbe und die Heimat unserer Eltern vor Vergessenheit und Verschweigen zu bewahren. Ich meine damit ihre Kultur, Bräuche, Dialekt und Küche. Wir wollen bewahren und berichten, was Schlesien für uns, für unsere Vorfahren war. Wir wollen mit den Menschen in dieser Region zusammenarbeiten und Freundschaften schließen. Diese Zusammenarbeit umfasst auch die Pflege alter Friedhöfe und Denkmäler. Wir sind politisch unabhängig. Wir wollen Brücken bauen in die ehemalige Heimat unserer Eltern und ihre heutigen Bewohner kennenlernen.

Wie entstanden die Idee sich mit den Friedhöfen zu beschäftigen?

F.S. Die Idee stammt von jüngen Leuten aus unserem Verein, die auf ihren Reisen durch Polen oft alte protestantische Friedhöfe in Trümmern oder zugewachsen gesehen haben. 1945 mussten die damaligen deutschen Bewohner alle Gräber ihrer Eltern und Großeltern zurücklassen. Nur wenige von ihnen fanden sie wieder, als endlich die Grenze öffnete und sie diese besuchen wollten. An vielen Orten wurden Friedhöfe dem Erdboden niedergemacht. Das Grab der Großeltern meines Vaters wurde in den 1970er Jahren dem Erdboden niedergemacht. Der Friedhof, auf dem die Großeltern meiner Mutter liegen, ist mit Häusern überbaut.

Kommen Sie auch aus Schlesien?

F.S. Meine Eltern kommen aus Schlesien. Ich wurde 1961 in Dresden geboren. In meiner Familiengeschichte kenne ich einige Schicksale aus dem Zweiten Weltkrieg. Mein Großvater wurde im Mai 1945 zum Volkssturm einberufen, kam in Rumänien in Gefangenschaft und konnte nach seiner Entlassung nicht nach Hause zurückkehren. Er lebte in Waldenburg/ Walbrzych. Er fand eine kleine Wohnung in Dresden, fand seine Frau und Kinder in Niedersachsen wieder und holte sie zu sich. Er sagte mir immer: "So bin ich näher am Zuhause." Er hoffte immer, in seine Heimat zurückkehren zu können. Mein anderer Großvater war ab 1939 im Krieg, er kämpfte in Ostpreußen. Auch er durfte nach seiner Gefangenschaft nicht mehr nach Walbrzych zurück. Nach dem Krieg kam er nach Westdeutschland und starb dort 1968.

Ihr erstes Projekt in Polen war Szczodre / Sibyllenort.

F.S. Ja. Am 27.10.2018 fand der erste Einsatz statt. Initiatoren waren Stefan Höber und Roy Häuslein von den „Schlesierfreunden”. Sie arbeiten bei vielen Projekten mit uns zusammen. Bei dieser Gelegenheit ist es erwähnenswert, dass Herr Roger Kunert, ein Mitglied unseres Vereins, mit diesem Ort verbunden ist. Seine Ururgroßeltern sind hier begraben. Unser Vorhaben wurde vom Priester der römisch-katholischen Pfarrei, P. Zbigniew Poźniak genehmigt. Wir haben am 27. April 2019 zum zweiten Mal auf diesem Friedhof gearbeitet. Die Gräber sowie die Zufahrtswege und die Lindenallee wurden mit Rasenmähern fachgerecht von Bewuchs befreit, der Schutt aufgeladen und in einem angemieteten 7m³ Mischmüllcontainer entsorgt. Dabei wurden weitere Grabsteine ​​entdeckt und aufgestellt, die Grabsteininschriften wurden schließlich neu gestrichen und auf jedem Grab wurden neue Kerzen aufgestellt. Wir haben uns auch entschieden, die Krypta in Zukunft zu renovieren. Wenn dieses Projekt durchgeführt werden kann, werden wir wieder eine Generalreinigung des Friedhofs durchführen. Die Pandemie hat vieles verzögert. Wir werden im Herbst diesen Jahres darüber neu diskutieren. Im Jahr 2020 wurde das Gras zweimal gemäht. Der Friedhof ist weiter gepflegt.

Die Arbeiten auf dem Friedhof in Sibyllenort/ Szczodre haben Sie ermutigt, nach weiteren Orten zu suchen, die Ihre Hilfe benötigen? Wie kam es, dass Sie zur „Perle“ von Żeliszów kamen?

F.S. Am 2.- 3. November 2019 haben sechs Mitglieder unseres Vereins gemeinsam mit fünf „Schlesierfreunden” die Reinigungsarbeiten auf dem Evangelischen Friedhof in Żeliszów / Giersdorf begonnen. Wir waren sehr beeindruckt von der Kirche, eine wirkliche „Perle“. Eine ungewöhnliche Form, ein ungewöhnliches Interieur und ein riesiger Arbeitsaufwand, um dieses Zeugnis der Geschichte zu retten. Der Anblick des Friedhofs hat uns jedoch sehr traurig gemacht. Es war wie ein Dschungel, und die Frage war, wo man anfangen sollte. Nach gemeinsamen Absprachen entschieden wir uns, entlang der Südmauer des Friedhofs zu arbeiten. Innerhalb von zwei Tagen wurde fast die Hälfte der Nekropole geräumt. Wir sind glücklich darüber, was in so kurzer Zeit erreicht wurde.

Die Pandemie kam, die Grenzen waren geschlossen. Alles musste sich ändern.

F.S. Zum Glück haben sich nur die Termine geändert. Wir sind im Juni 2020 nach Żeliszów / Giersdorf zurückgekehrt. Auf dem Friedhof neben der Perle trafen sich die Mitglieder von LV LM Schlesien und die Schlesierfreunde wieder. Unterstützung erhielten wir von Margit Kempgen von der „Kirchenstiftung Evangelisch-Schlesien“ und Eleni Ioannidou, Mitglied der Deutsch-Polnischen Stiftung „Twoje Dziedzictwo” zum Erhalt der Ortskirche. Unsere Gruppe bestand aus 12 Personen und begann diesmal von der Rückseite aus zu arbeiten. Hunderte von wilden Bäumen, Büschen und Sträuchern mussten mit einer Kettensäge geschnitten werden. Diese harte Arbeit fand teilweise bei strömendem Regen statt. Durch das Ausschneiden wurden die Ruinen der ehemaligen Bestattungshalle freigelegt. Außerdem gibt es in diesem Teil des Friedhofs viel mehr Grabsteine ​​als im vorderen Teil. Die meisten von ihnen haben die gleiche Form und sind aus Sandstein. Was uns bei der Arbeit sehr bewegte und traurig machte waren zerstörte Gräber, Grüfte, teils mit Knochen gefüllt, teils mit Schutt oder mit hineingeworfenen Grabsteinen. Was für ein Hass auf die Deutschen und ihre Kultur muss hier vor 75 Jahren geherrscht haben! Die Krypten wurden geplündert, selbst die Toten blieben verschont. Gott sei Dank besinnen sich die heutigen Bewohner verstärkt auf die deutsche Geschichte dieses Ortes, der heute ihre Heimat ist.

Żeliszów / Giersdorf haben Sie 2020 noch einmal Besuch!

F.S. Jawohl. Im selben Sommer, am 31. Juli - 1. August. wurde der letzte, dritte Teil des Friedhofs von Bäumen und Sträuchern gesäubert. Am ersten Tag verarbeitete ein professioneller Häcksler die Äste und sie wurden zu Hackschnitzeln zerkleinerten. Am zweiten Tag wurden sie zum Ausrichten von Fahrspuren verwendet, um Wege zu machen. Auf diese Weise könnten die Hauptallee und eine Reihe von Nebenwegen markiert und nun bequemer begehbar gemacht werden. Durch die Entfernung des Wildwuchses können Sie nun den gesamten Bereich des Friedhofs einsehen. Das über Jahrzehnte gewachsene Unterholz, meist Efeu, wartet noch darauf, beschnitten oder entfernt zu werden. Dank dieser ungestörten Sicht können Sie auch das volle Ausmaß der Schäden sehen, die nach dem Krieg angerichtet wurden. Unwillkürlich wird man still und nachdenklich.

Was nach dem Krieg geschah, ist heute schwer zu begreifen. Auf den Zustand der Friedhöfe der ehemaligen Bewohner Niederschlesiens oder anderer Regionen sind wir nicht stolz. Daher vielleicht so viele Initiativen, um zu retten, was noch zu retten ist.

F.S. Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass sich noch mehr Menschen darauf einlassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich den Verein „Tiliae” in Liegnitz kennenlernte. Ein polnischer Verein, der sich um alte deutsche Friedhöfe kümmert. Ich konnte das am Anfang gar nicht glauben. Ich bin sehr gerührt und dankbar über Eure Arbeit. (das Interview wurde von H.Szurczak geführt, Vertreterin des Vereinigung „TILIAE”)

Sind diese Werke/ Arbeiten für Sie nur mit traurigen Gedanken verbunden?

F.S. Nein. Es ist auch eine große innere Freude, dass wir dazu beitragen konnten, die Würde dieses Ortes und der übrigen Toten wiederherzustellen. Wir planen weitere Arbeiten am Friedhof. In einer kleineren Besetzung möchten wir Grabsteine, die noch in der Gegend verstreut sind, finden, aufstellen und sichern. Der genaue Termin steht noch nicht fest.

Haben Sie die Einheimischen während der Arbeiten kennengelernt?

F.S. Hier in Zeliszow leider noch nicht. Dafür kamen während der Arbeiten viele andere Gäste auf den Friedhof und schauten zu, was wir taten. Am zweiten Tag brachte uns Familie Puschmann Mineralwasser. Herr Puschmann, 82 Jahre alt, arbeitete selbst zwei Stunden mit. Er wurde in Giersdorf geboren und wir fanden sein Familiengrab an der Friedhofsmauer. Sogar eine Familie aus den Niederlanden wurde auf dem Friedhof herumgeführt und wir erklärten ihnen den Zweck der Arbeit. Kaffee und Kuchen warteten im Gemeindehaus auf uns, wofür wir uns nochmals herzlich bedanken möchten.

Zwei Projekte wurden unter schwierigen, pandemischen Bedingungen umgesetzt. Das ist noch nicht alles, oder?

F.S. Eines unserer abwechslungsreichsten und erfolgreichsten Wochenenden ist dem spontanen Kontakt eines unserer Mitglieder mit dem Bürgermeister der Gemeinde Szklarska Poręba / Gemeinde Schreiberhau im November 2019 zu verdanken. Es wurde ein grenzüberschreitender Kooperationsplan entwickelt, um den evangelischen Friedhof in Nieder- Schreiberhau wieder sichtbar zu machen. Diese Aktion war eigentlich für das Frühjahr 2020 geplant, musste aber wegen der Pandemie abgesagt werden. Nach der lang erwarteten Grenzöffnung haben wir mit Bürgermeister Mirosław Graf einen zweiten Termin, das Wochenende 18.- 20. September 2020, vereinbart.

Sie haben also sich auf der Kommunalverwaltung Ebene kommuniziert. Wie bewerten Sie diese Zusammenarbeit?

F.S. Der Bürgermeister und seine Gemeindemitarbeiter waren von Anfang an sehr offen und haben gleichzeitig unsere Anliegen verstanden. In der Vorbereitungszeit haben städtische Mitarbeiter Plakate aufgehängt, die Anwohner zur Kooperation mit uns einluden. Die Stadt hat auch die notwendigen Vorarbeiten geleistet, wie das Mähen des Grases und das Fällen von Bäumen. Dies beschleunigte die Arbeit erheblich und ermöglichte uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Wie sahen diese Arbeiten aus?

F.S. Wir begannen am Morgen des 18.09.20. Wir wurden von den Mitarbeitern des Kulturzentrums begrüßt. Der zuständige Leiter des Betriebsbüros stellte uns die für die Arbeit notwendigen Werkzeuge und Geräte zur Verfügung. Außerdem wurden zwei große Grünabfallcontainer zur Verfügung gestellt. Bei schönem Wetter konnten wir gleich mit dem Aufräumen des oberen Teils des Friedhofs beginnen. Die Container waren bereits am frühen Nachmittag voll und sogar überfüllt, so dass im angrenzenden Bereich weiterer Müll deponiert werden musste. Dann haben wir drei Gruppen für die weitere Arbeit gebildet. Zwei von ihnen übernahmen die Freilegung, Bergung, Aufstellung und Sichern der bestehenden Grabsteine. Die dritte Gruppe säuberte sie und half, die Inschriften sichtbar zu machen. So arbeiteten wir bis 17 Uhr, mit einer kleinen Pause für einen Imbiss und Getränke in der nahegelegenen Iserbaude, die uns die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte. Nach diesem ersten Tag waren bereits die ersten Ergebnisse sichtbar.

Haben Sie an diesem Tag nur in Ihrer eigenen Gruppe gearbeitet?

F.S. Jawohl. Die offizielle Eröffnung der Aktivitäten sollte am Samstagmorgen stattfinden. Wir waren sehr gespannt. Wie viele Bewohner sind bereit, uns zu unterstützen? Interessieren sich die jetzigen Bewohner überhaupt für den evangelischen deutschen Friedhof? Wir begannen um 9 Uhr mit der Arbeit. Wir waren von der Resonanz angenehm überrascht, als gegen 10 Uhr morgens etwa 20 Freiwillige zum Friedhof kamen. Ein Reporter der Regionalpresse dokumentierte die Eröffnungsveranstaltung sowie die Arbeit, an der mehr als 30 Helfer teilnahmen. Ein Bericht über die gemeinsamen Bemühungen ist auf der offiziellen Website der Stadt Schreiberhau nachzulesen.

In Ihrem auf der Verbandswebsite veröffentlichten Bericht haben Sie der Rede des Bürgermeisters viel Raum eingeräumt.

F.S. Der Bürgermeister hat uns am Samstag begleitet und mit einer kurzen Ansprache die Zusammenarbeit gelobt. Er dankte uns sehr für die Initiative und das Engagement, die ihn von der Ernsthaftigkeit unserer Bemühungen überzeugt haben. Er betonte, dass diese gemeinsame Arbeit von Freiwilligen aus beiden Ländern auch ein starkes Signal an die Denkmalpfleger sei, endlich mehr für den Erhalt und die Restaurierung des Friedhofs zu tun.

Wie war die Arbeit in einer großen Gruppe organisiert?

F.S. Unser Mitglied Robert Wollny übernahm die Dolmetscher- Rolle, stellte unsere Gruppe vor. Wir machten zusammen ein Foto, und dann bildeten sich schnell Gruppen und verteilten sich auf dem gesamten Gelände. Nun konnte man auch mit der unteren Hälfte des Friedhofs begonnen werden. Hier wurde Baum- und Grasschnitt sowie Glas- und Plastikmüll entfernt. Auch die ersten Grabsteine ​​wurden geborgen. Im oberen Teil setzten wir die Arbeit vom Vortag fort mit unserer eigenen „Hebel- Technologie” konnten wir auch größere Steine bergen. Mit dem Freischneider haben wir den letzten Strauchstreifen entfernt, in dessen Nähe noch ein paar Grabsteine ​​lagen. Manchmal fanden wir auch gusseiserne Grabnummern, die zuvor auf dem Grab platziert waren.

Die Aufräumarbeiten führen zu einer Suche in Dokumenten, das haben Sie auch getan.

F.S. Diese Zahl von Gräbern ermöglichte es, viele Informationen im bestehenden Bestattungsbuch (link) zu finden. Jeder neu gefundene Stein wurde nach der Reinigung überprüft. Diese Grabsteine ​​lagen jahrzehntelang mit dem „Gesicht” im Erdboden, und es war nicht bekannt, was sie versteckten. Jetzt war es endlich möglich, die Namen und oft auch die Berufe der Toten zu lesen. Apotheker, Arzt, Fuhrwerksbesitzer, Gastwirt, Hotelier, Glasermeister, Glaspacker, Prokurist, Postkaufmann, Hotelier, Bäcker, Metzger, Hausbesitzer, Landwirt, Kaufmann und sogar Rentner – das ist die Auswahl der Berufe, die wir gefunden haben. Mit jedem Stein, der freigelegt und wieder aufgerichtet wurde, erhielt ein Verstorbener seinen vollen Namen zurück.

Gemeinsam arbeiten, dann gemeinsames entspannen.

F.S. Als Gäste brachten wir dem Bürgermeister einen großen runden Brotlaib mit der Dekoration "Danke" auf Polnisch, sowie Klecks-, Streusel-, Mohn- und Heidelbeertorte für die ganze Gemeinde mit. Unsere Geste hat die polnischen Gastgeber sichtlich berührt. Gegen 15 Uhr waren die Arbeiten offiziell beendet und alle Beteiligten folgten einer Einladung zum Grillen in die Iserbaude. Auf dem Grill brutzeln leckere kalorienreiche Würstchen, der Bürgermeister hat unser Willkommensbrot aufgeschnitten. Dann kamen die Kuchen an die Reihe. Da sich in unseren Reihen vier Mitglieder die polnische Sprache beherrschen, kam es zu einem lebhaften Gespräch zwischen den polnischen und deutschen Teilnehmern des Treffens. Sichtlich beeindruckt vom Ergebnis des Tages, bot der Bürgermeister spontan an, die Arbeiten im November 2020 fortzusetzen.

Diese Arbeiten fanden nicht mehr statt, die Grenzen wurden wieder geschlossen.

F.S. Leider, es war tragisch. Alles war schon wieder organisiert. Aber wir blieben die ganze Zeit mit der Gemeinde im Kontakt. Im April diesen Jahres sollte es dann beginnen. Auch das mussten wir wieder absagen. Jetzt stehen die Wochenenden 1.- 3.10. und 22.- 24.10. als Termine in unserem Kalender.

Ihr Besuch, die Arbeit auf dem Friedhof wurde gut angenommen, die Einwohner haben Sie unterstützt. Es gab jedoch noch andere Erlebnisse.

F.S. Ein Bewohner des Nachbargrundstücks überraschte uns mit der Übergabe eines zerbrochenen Grabsteins, der seit vielen Jahren auf seinem Grundstück lag. Eine andere Bewohnerin informierte über einen Grabstein auf ihrem Dachboden. Wir haben ihr versprochen, dass wir ihn bei unserem nächsten Aufenthalt in Schreiberhau abholen und zum Friedhof zurückbringen. Wir wurden auch von einem 1939 in Schreiberhau geborenen Mann besucht. Er nahm eine sechsstündige Autofahrt auf Bayern in Kauf, nur, um an diesem Tag dort zu sein. Er hat unsere Arbeit sehr emotional und dankbar verfolgt und konnte vor Rührung seine Tränen nicht verbergen.

Wird die Pflege des Friedhofs in Szklarska Poręba / Schreiberhau fortgesetzt.

F.S. Wir hoffen, dass dies im Herbst der Fall sein wird. Mit dem Bürgermeister Graf besprachen wir die nächsten Arbeitsschritte, die notwendige Technik zum Heben großer, schwerer Grabplatten und zum Fällen von Bäumen. Wir haben unsererseits für eine weitere Unterstützung im Projekt gesorgt. Nach zwei Tagen Arbeit konnte der Bürgermeister dem Denkmalamt starke Argumente für die beschleunigte Sanierung des Friedhofs liefern. Wir hoffen, dass diese gemeinsame Anstrengung nicht umsonst ist.

Das Interview führte Hanna Szurczak, September 2021. Übersetzung: Friedemann Scholz. Korrekturlesen: Martyna Halek. Fotos: Archiv Landsmannschaft Schlesien / Landesverband Sachsen-Schlesische Lausitz




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